Studie zum Kohleausstieg Ein Kompromiss ist möglich
Die einen fordern einen schnellen Kohleausstieg, die anderen finden das nicht machbar, schon gar nicht bis 2030. In der Debatte um Klimaschutz oder Arbeitsplätze scheint ein Kompromiss schwierig. Das sieht auch Prof. Christoph Weber vom Lehrstuhl für Energiewirtschaft der Universität Duisburg-Essen (UDE) so. Er hat in einer Untersuchung Grundprinzipien für den Ausstieg aus der Kohleverstromung entwickelt.
Für den Professor wird zu sehr um ein symbolisches Ausstiegsdatum gestritten, statt eine sachorientierte Lösung anzustreben. Nur: Wie könnte ein Kompromiss aussehen? Weber plädiert dafür, sich an dem Atomkonsens von 2002 und dem europäischen Emissionshandel zu orientieren. Außerdem hat er sich die Kernpunkte vorgenommen, um die beide Lager streiten: das CO2-Emissionsbudget und die Mindestlaufzeit von Kohlekraftwerken. So hat der Wissenschaftler berechnet, wie viel Kohlendioxid diese in den kommenden Jahrzehnten noch freisetzten dürfen, und er hat die Mindestlaufzeiten ermittelt, die betriebswirtschaftlich wenigstens erforderlich sind.
Sein Vorschlag für einen Kompromiss: Die kommenden drei Jahre (2019-2021) sind als Übergangszeit zu sehen, in der eine Überschreitung des Emissionsausstoßes toleriert wird. Für 2022 bis 2037 werden jeder Anlage dann betriebswirtschaftlich annehmbare Emissionsbudgets zugeordnet. Die Budgets werden schließlich bis 2047 nach und nach gekürzt, um die ökologisch-politischen Vorgaben zu erreichen.
Der Forscher findet es angemessen, kurzfristig auf die Durchsetzung der klimapolitischen Ziele zu verzichten; diese sollten langfristig wiederum Vorrang haben vor den ökonomischen Interessen von Unternehmen, Belegschaft und Kommunen. Das allerdings muss mit einer finanziellen Kompensation für die Unternehmen und weiteren Fördermaßnahmen für Beschäftigte und die betroffenen Regionen verbunden sein, um wirtschaftliche Nachteile zu verhindern, meint Professor Weber.
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