RWI: Energiewende belastet einkommensschwache Haushalte besonders stark
Im Zuge der Energiewende ist der Strompreis in Deutschland in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Unter diesen Lasten der Energiewende haben einkommensschwache Haushalte besonders zu leiden, weil sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für die Finanzierung ihres Energiebedarfs aufwenden müssen als wohlhabende Haushalte. Das zeigt eine aktuelle Studie des RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
Im Zuge der Energiewende ist der Strompreis in Deutschland in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Strompreise für private Haushalte mehr als verdoppelt. Unter diesen Lasten der Energiewende haben einkommensschwache Haushalte besonders zu leiden, weil sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für die Finanzierung ihres Energiebedarfs aufwenden müssen als wohlhabende Haushalte. Das zeigt eine aktuelle Studie des RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Belastung armutsgefährdeter Haushalte durch Stromkosten hat relativ zu ihrem Einkommen in den Jahren 2006 bis 2016 erheblich zugenommen. Sie haben im Jahr 2016 mehr für Strom ausgegeben als zur Deckung ihres Energiebedarfs zum Heizen und zur Warmwassererzeugung. So musste ein armutsgefährdeter alleinstehender Rentner im Jahr 2016 rund 50 Prozent mehr pro Monat für Strom bezahlen als noch im Jahr 2006.
- Während der Anteil der Stromkosten am Einkommen bei wohlhabenderen Haushalten rund 1,5 Prozent beträgt, musste ein armutsgefährdete Dreipersonenhaushalt im Jahr 2016 knapp 5 Prozent des Einkommens zur Begleichung der Stromkosten aufwenden. Die Verdopplung der Strompreise seit Einführung des EEG im Jahr 2000 hatte daher erhebliche Verteilungswirkungen zur Folge.
- Im Fokus der Studie stehen drei Typen armutsgefährdeter Haushalte: armutsgefährdete alleinstehende Rentner, die keine staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen bzw. erhalten, Arbeitslosengeld II beziehende Einpersonenhaushalte sowie armutsgefährdete Drei-Personen-Haushalte. Es werden sämtliche der Energiewende geschuldeten Abgaben, Umlagen und Steuern, inklusive der auf alle diese Preiskomponenten entfallenden Mehrwertsteuer, betrachtet. Grund hierfür ist nicht zuletzt, dass die insbesondere auf die EEG-Umlage zu zahlende Mehrwertsteuer mittlerweile ein Volumen von mehreren Milliarden Euro pro Jahr angenommen hat. Diese Tatsache verschärft die Gerechtigkeitslücke bei der Verteilung der Kosten der Energiewende.
Der Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen am RWI, Manuel Frondel, sagt: Um künftige Strompreisanstiege zu dämpfen, sollte die Kosteneffizienz beim künftigen Ausbau der regenerative Energietechnologien oberste Priorität haben. Vor allem sollte der Ausbau der Erneuerbaren mit dem Netzausbau synchronisiert werden, um unnötig hohe Kosten bei der Aufrechterhaltung der Netzstabilität und weitere Ineffizienzen zu vermeiden.
Für die Studie wurde ein umfangreicher Panel-Datensatz verwendet, den das RWI gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut forsa in jahrelanger Zusammenarbeit im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aufgebaut hat. Dieser deckt die Jahre 2006 bis 2016 ab und beruht auf zahlreichen Erhebungen, in denen im Lauf der Jahre die Mitglieder des Haushaltspanels von forsa befragt wurden. Das forsa-Panel ist repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren.
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