Analyse: Deutsche zahlen weltweit den höchsten Strompreis
Heidelberg. Deutsche Verbraucher zahlen im internationalen Vergleich die höchsten Strompreise. Zu diesem Ergebnis kommt eine Preisanalyse von 135 Ländern, die das Vergleichsportal Verivox mit den Daten des Energiedienstes Global Petrol Prices durchgeführt hat. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Strompreis hierzulande mehr als verdoppelt.
Strompreise in Deutschland über 2,5 Mal teurer als im internationalen Durchschnitt
Die Preisdaten zeigen: Strom ist in Deutschland durchschnittlich 163 Prozent teurer als im Rest der Welt. 32,10 Cent pro Kilowattstunde müssen Verbraucher hierzulande aufbringen im internationalen Durchschnitt sind es nur 12,22 Cent. Auf Platz zwei folgt unser Nachbarland Dänemark. Hier kostet die Kilowattstunde 27,81 Cent. Auf den weiteren Plätzen liegen die Bahamas (27,73 Cent), Belgien (26,60 Cent), Portugal (26,40 Cent), Kap Verde (24,94 Cent), Japan (24,65 Cent), Barbados (24,48 Cent), Ruanda (23,86 Cent) und Irland (23,70 Cent).
Im weltweiten Vergleich am günstigsten ist Strom im Sudan. Hier kostet eine Kilowattstunde 0,24 Cent, gefolgt von Äthiopien (0,90 Cent). In Kirgisistan (1,03 Cent), Simbabwe (1,22 Cent), Libyen (1,24 Cent), Angola (1,77 Cent), Oman (2,30 Cent), Irak und Kuwait (je 2,59 Cent) sowie Usbekistan (2,66 Cent) liegen die Kosten ebenfalls im niedrigen Centbereich.
Auch in anderen großen Industriestaaten ist Strom zum Teil erheblich günstiger als in Deutschland. So müssen private Verbraucher in den USA mit 13,03 Cent für eine Kilowattstunde nicht einmal die Hälfte dessen zahlen, was Verbraucher hierzulande schultern. In Saudi-Arabien, Russland, Mexiko, China, Indien, Argentinien, Indonesien, der Türkei, in Kanada und Südkorea werden weniger als 10 Cent pro Kilowattstunde Strom fällig.
Kaufkraftbereinigt: Deutschland teuerster G-20-Staat
Selbst wenn das unterschiedliche Preisniveau zwischen den Ländern berücksichtigt wird, liegt Deutschland im weltweiten, kaufkraftbereinigten Strompreisvergleich auf Platz 16 und ist damit der teuerste G-20-Staat. Dahinter folgen mit Abstand Italien und die Türkei. Im kaufkraftbereinigten Vergleich am teuersten ist Strom in Ruanda, gefolgt von Nicaragua und Burkina Faso. Am günstigsten ist es im Sudan, in Äthiopien und in Simbabwe.
Deutscher Strompreis hat sich mehr als verdoppelt
Verivox erhebt seit dem Jahr 2004 Strompreisdaten für Deutschland und berücksichtigt neben den Grundversorgungspreisen auch die Preise der 30 wichtigsten überregionalen Versorger, gewichtet nach den Wechselquoten der Bundesnetzagentur. Nach Verivox-Berechnungen fällt der Wert für Deutschland im März 2020 mit 30,14 Cent/kWh etwas geringer aus, von Platz 1 der teuersten Stromländer ist Deutschland aber auch nach dieser Berechnung nicht zu verdrängen.
Seit der Jahrtausendwende haben sich die Stromkosten hierzulande mehr als verdoppelt, sagt Thorsten Storck, Energieexperte von Verivox. Das liegt vor allem am hohen Anteil von Steuern, Umlagen und Abgaben, der mittlerweile mehr als 50 Prozent des Strompreises ausmacht. So hat sich beispielsweise die EEG-Umlage, die den Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert, seit 2004 mehr als verzehnfacht.
Methodik
Global Petrol Prices analysiert die Preisangebote von ausgewählten Stromanbietern und erstellt daraus einen nationalen Durchschnitt. Um den länderspezifischen Besonderheiten (Marktanteile, Durchschnittsverbräuche) gerecht zu werden, beziehen die Ökonomen von Global Petrol Prices auch die Daten staatlicher Behörden mit ein. Analysiert werden ausschließlich Länder, für die Daten aus mehreren unabhängigen und vertrauenswürdigen Quellen verfügbar sind.
Um zusätzlich auch das unterschiedliche Preisniveau der Länder zu berücksichtigen, hat Verivox in einer zweiten Rechnung die Strompreise mithilfe der von der Weltbank 2019 herausgegebenen Umrechnungsfaktoren zur Kaufkraftparität (KKP) in die gemeinsame Kunstwährung "International Dollar" überführt. Im kaufkraftbereinigten Vergleich liegt Deutschland auf Platz 16.
Der Verivox-Verbraucherpreisindex Strom berücksichtigt neben den Grundversorgungspreisen auch die Preise der 30 wichtigsten überregionalen Versorger und gewichtet diese nach den Wechselquoten der Bundesnetzagentur.
Weitere Nachrichten
- Stromnetzgebühren sinken 2025 leicht
- Stromnetzgebühren sinken 2025 leicht
- Strom- und Gas-Grundversorgung: Mehrheit der Tarife immer noch über Preisbremse
- Balkonkraftwerk rechnet sich in drei bis vier Jahren
- Haushalte in Thüringen bezahlen fast 500 Euro mehr für Strom als in Bremen
- Verschwendungsbilanz: Bequemen Strom- und Gaskunden entgehen 4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2024
- Stromnetzgebühren: Haushalte auf dem Land zahlen bis zu 50 Prozent mehr als in der Stadt
- Halbjahresbilanz: Strompreise sinken durchschnittlich um 3,7 Prozent
- Effiziente Wärmepumpe heizt 38 Prozent günstiger als Gasheizung
- BDEW: Die Verpflichtung für Tankstellenbetreiber, Ladesäulen aufzubauen, braucht es nicht
